Das suchen nach vermissten Personen.
Wenn von „Mantracking“ gesprochen wird geht es um das visuelle Fährtenlesen. Im Gegensatz zum allg. benutzten Begriff des „Mantrailing“ welcher gern bei Hundesuchstaffeln eingesetzt wird.
Bei der Fährtenarbeit geht es nach Ansicht von Tom Brown Jr. darum, einer Spur oder einer Fährte visuell zu folgen. Das heißt, wir folgen einer Spur auf der Grundlage dessen, was wir sehen.
Ganz im Gegensatz zu Hunden, die einer Fährte nur aufgrund von Gerüchen folgen. Um die richtige Spur zu bestätigen nutzen wir natürlich auch alle anderen Sinne die uns zur Verfügung stehen.
Es geht nicht nur darum, was wir sehen, sondern auch darum, wie und wohin wir schauen, wenn wir Spuren finden wollen.
Die schwierigkeit beim visuellen Fährtenlesen bei einer Vermisstenlage liegt darin, dass es nur sehr wenig Raum für Fehlinterpretation gibt.
Wenn ich beispielsweise als Jäger in einer alten Kultur unterwegs war und ich die Spur meines Rehs mit einer anderen Rehspur verwechselt habe, so komme ich am Ende des Tages dennoch mit der nötigen Nahrung nach Hause. Ob es nun das selbe Tier war das ich von Anfang an verfolgt habe spielt dabei eine Nebenrolle.
Der Fokus beim Jagen oder Wildtiermonitoring liegt hier also etwas anders.
Die „Baseline„ ist beim Fährtenlesen das Wichtigste.
Wer die hohe Kunst und Wissenschaft des Fährtenlesens lernen möchte stellt schnell fest, dass er durch die verschiedenen Phasen durchgeht die alle Tracker vor ihm schon durchlaufen haben.
Die Erste ist die "Ich sehe gar nichts" Phase.
Die Zweite ist die "Ich sehe überall Spuren" Phase.
Die Phasen die danach kommen sind die schwierigen, denn nun werden Spuren erkannt und die Arbeit beginnt erst. Es geht darum nun alle Spuren die gesehen werden zu identifizieren und zu interpretieren, Geschichten zu lesen und zu bestätigen. Dann beginnt die Arbeit des Trackers.
Am Anfang suchen wir Spuren und Fussabdrücke.
Hier wird sehr schnell die Frustgrenze überschritten. Denn, egal ob es sich um Tiere oder Menschen handelt, deutliche Fußabdrücke sind generell sehr selten zu sehen.
Die große Frage ist nun: „ Wonach sollen wir Ausschau halten um jemanden zu finden?“
Wenn wir mit dem Spurenlesen beginnen, sind unsere Augen offen und suchen nach jedem Zeichen, das uns verrät, wo jemand gewesen ist. Wir installieren wichtige Routinen und trainieren sie und Üben. Mit der Zeit ändert sich jedoch etwas: Jetzt springen einem die Spuren direkt ins Auge - ich muss nicht mehr zwischen all den anderen Dingen suchen, um diese eine bestimmte Sache zu finden; sie ist es dann, die mich findet!
Das liegt daran, dass wir mit der Übung aufhören, aktiv zu suchen - die Spuren springen uns dann förmlich an!
Hierfür gibt es nun eine Vielzahl an Techniken die uns Helfen auf die richtige Spur zu kommen. 2022 gibt es wieder die Weiterbildung Mantracking im Schwarzwald.
Nur etwa 3-5% der Spuren sind klar und gut Erkennbar. Tom Brown jr.
Ich unterrichte seit Jahren den Wochenkurs „Search and Rescue“, in dem es genau um die Konzepte und Prinzipien des Mantracking geht.
Ich bin jedesmal überrascht wie weit meine Teilnehmer in einer Woche kommen.
Wir haben am Montag eine Spur gelegt, die wir danach in Teamformation verfolgt haben. Sehr oft wurde die Spur verloren und der Frust kam recht schnell. Wir mussten die Übung abbrechen.
Am Ende der Woche sind wir nochmal zur Spur gekommen und wir haben nun eine 5 Tage alte Spur besser erkennen können als die Frische Variante.
Weil das gelernte bereits umgesetzt werden konnte.
Es ist beim Training entscheidend das wir eine Bestätigung bekommen. Wir müssen uns sicher sein, dass das, was wir sehen, richtig ist, denn sonst könnte unser Training nutzlos sein.
Ohne Bestätigung laufen wir Gefahr, unsere Sinne mit falschen Eindrücken zu kalibrieren.
Das Profiling des Vermissten ist oft ein entscheidender Faktor.
Der Fährtenleser muss in der Lage sein sich in jeden Vermissten hineinversetzen zu können. Hierzu lernen wir auch die nötigen Werkzeuge wie "Psychologische Profile von Vermissten" zu erstellen, indem wir die wichtigen und richtigen Fragen stellen. Aus vergangenen Fällen analysieren wir die Verhaltensmuster der Vermissten um die generellen Gemeinsamkeiten herauszufinden.
Dies hilft dabei die Spur schneller zu finden und ggf. sogar abzukürzen. (auf den Vermissten zu warten wie Tom es in seinen Geschichten öfters beschreibt.)
Der Fährtenleser geht in Richtung der Gefahr
Während es in anderen Bereichen des Survival- und Bushcraft-Trainings darum geht, sich aus der Natur und aus Gefahrensituationen heraus zu bewegen, muss der Tracker immer in die Richtung der Gefahr gehen. Das gleiche gilt für Berufe wie Feuerwehr, Polizei und andere die in der Gesellschaft helfen.
Wenn man bedenkt, was diese Menschen tagtäglich für uns tun - Leben schützen und dabei notfalls ihre Sicherheit aufs Spiel setzen; Eigentum vor der Zerstörung bewahren, indem sie sich direkt in potenziell gefährliche Situationen begeben, damit andere unversehrt entkommen können -, wird klar, wie wichtig es ist, dass qualifizierte Fachleute jederzeit einsatzbereit sind. Deshalb sollte uns das wichtig genug sein unsere eigenen Fähigkeiten stetig zu trainieren.
Der Fährtenleser kann sich seinen Weg nicht aussuchen, sondern passt sich demütig der Situation an, in die ihn die Fährte führt. Dafür benötigt er Skills die in jeder Situation funktionieren
Denn die Person, die wir suchen, bewegt sich in genau diesem gefährlichen Gelände. Deshalb ist er auch in einer Notsituation angekommen. Aus diesem Grund hat Tom uns auch in Fortgeschrittenenkursen Dinge beigebracht, die man eher den Scouts zuschreiben würde.
Hier ist die Rede von:
Camouflage bis zur Unsichtbarkeit
Lautlose Bewegungsarten die weit über den Foxwalk hinausgehen (sonst können wir die Sprache der Vögel nicht richtig interpretieren)
Geschichten aus Spuren lesen, die einem Eingriff in die Privatsphäre gleich kommt
Für mich ist die Fährtensuche das Einzige, was alle meine Outdoor-Aktivitäten miteinander verbindet.
Ich muss aufmerksam sein und meine Sinne geschärft haben.
Wenn ich mich aus meiner Komfortzone herauswagen will, brauche ich Überlebenstechniken.
Ich bin gezwungen permanent Entscheidungen zu treffen.
Dabei geht es um Entscheidungen, die nicht nur für mich wichtig sind, sondern auch für die Menschen in meinem Team und für diejenigen, die ich suche.
Beim Mantracking geht es um visuelle Verfolgung von vermissten Personen. Dabei gibt es eine Menge Schritte und Schwierigkeiten zu überwinden. Müdigkeit kann oft ein Problem sein, ebenso wie Zweifel, ob man die richtige Person noch im Visier hat. Es ist nicht immer einfach, aber das bedeutet nicht, dass wir aufgeben sollten, denn manchmal sind diese Momente mit großen Belohnungen verbunden; nicht nur für uns persönlich.
Beim Fährtenlesen kommt bei der alles zusammen was mich am Draußensein so fesselt. Ich behandeln dieses Thema ausführlich in meinen Kursen von Wildnisfertigkeiten über Bushcraft-Techniken bis hin zu Wahrnehmungskurse.
Wenn du mehr über das Mantracking und seine Funktionsweise erfahren möchtest, werfe gern einen Blick auf unsere aktuellen Weiterbildungsangebote, die alles über das Mantracking beinhaltet das ein guter Start möglich ist. Das Erlernen dieser wertvollen Fähigkeiten wird deine Outdoor-Abenteuer noch spannender machen.
Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Stay on Track
euer Ralf
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