Blog von 2017 (Autor: Sebastian)
Heute ist Mantracking Evaluierung an der Kojote-Akademie. Am Vormittag werden wir in unsere Mission eingewiesen und wir machen uns ein Bild über die vermisste Person. Unser Lehrer und Prüfer Ralf stellt dabei die Kontaktperson dar. Wir stellen Fragen über die Person um uns einen Überblick zu verschaffen. Dabei orientieren wir uns am Konzept „Psychologie von Vermissten“ wie wir es in der Ausbildung gelernt haben. Dadurch lernen wir die vermisste Person besser kennen und können erste Schlussfolgerungen über ihr Verhalten ziehen. Das wird uns bei der Suche hilfreich sein.
Das 4.Modul der Mantracking Weiterbildung mit Evaluierung und Zertifikat. Die Teilnehmer mussten eine Spur (Trackline) über ca. 3,5 km verfolgen und analysieren. Zwischendurch gab es Stationen mit Übungen. Ganze 5 Stunden sind sie auf der Spur geblieben. Ein paar mal die Spur verloren aber wiedergefunden. Ich war begeistert von der Motivation und der Disziplin in der Gruppe. (Ralf)
Point Last Seen
Unser Startpunkt (PLS, Point Last Seen) ist die Stelle, an der die vermisste Person zuletzt gesehen wurde. Dies ist in unserem Beispielfall der Waldrand, in der Nähe eines Jägerstandes. Wir folgen einigen Spuren, die wir dem Vermissten zuordnen können, und finden etwas später das T-Shirt des Gesuchten. Hier findet eine erste Übung statt: Innerhalb von 6 Minuten muss ein Notruf abgesetzt, ein Tarp aufgebaut und Wasser gekocht werden. Wir bleiben innerhalb der Zeit und können die Übung erfolgreich abschließen.
Es geht über Stock und Stein und es ist wirklich nicht einfach der Spur immer zu folgen. Hier kommt dem Vermissten die Arbeit im Trackerteam zugute. Immer wieder kann es passieren, dass der Fährtenleser (Point genannt) die Spur verliert. Dann werden die Flügelmänner oder -frauen (Wings genannt) aktiv, laufen vereinfacht gesagt einen Bogen (sogenanntes Crosstracking) und versuchen so die Spur wieder aufzunehmen.
Das Camp
Nach einer Weile finden wir abseits der Wege, in der Nähe eines Baches das Camp des Vermissten. Das hat Ralf vor zwei Tagen aufgebaut und wird von uns nun auf Spuren untersucht. Im eingedrückten Moos können wir noch gut die Umrisse einer liegenden Person erkennen. Sogar die Abdrücke des abgestellten Gaskochers sind nach zwei Tagen noch zu sehen.
Anschließend geht es durch sumpfiges Gelände und einige von uns bekommen nasse Füße. Wir überqueren schließlich einen Bach und das Fährtenlesen wird hier zu einer großen Herausforderung. Wir verlieren immer wieder die Spur und der „Point“ wechselt im Team regelmäßig. Das ist auch nötig, denn dieser hat die Position des „Hauptfährtenlesers“ inne und irgendwann geht einfach bei jedem die Konzentration zuneige. Unterwegs finden wir immer wieder Kleidungsstücke und eindeutige Zeichen des Vermissten und können so den Weg regelmäßig verifizieren.
Blind Jump und Nighttracking
Irgendwann verlieren wir komplett die Fährte. Wir sind langsam echt müde, die Konzentration lässt stark nach und wir merken, dass wir zu wenig Pausen gemacht haben. Anhand des Weges den der Vermisste genommen hat, konnten wir aber in den letzten Stunden viele Rückschlüsse auf dessen Verhalten ziehen. Somit nutzen wir einen sogenannten Blind Jump. Das bedeutet, dass das Team eine größere Strecke nur aufgrund von Vermutung und ohne konkrete Spuren unternimmt. Letztendlich kommen wir so nach kurzer Zeit wieder auf unsere Spur. Die Mantracking Evaluierung kann weitergehen.
Nebel zieht auf, es wird dunkel. Schritt für Schritt folgen wir der Spur. Im Schein unserer Taschenlampen untersuchen wir feinste Brüche und Trittsiegel. Nach vielen Stunden erreichen wir nun doch noch unser Ziel. Wir sind geschafft, aber unglaublich zufrieden.
Zum Abschluss der Mantracking Evaluierung erhält jeder von uns ein Zertifikat.
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